Zündung
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Oldie-Einachser Zündung

Die Zündanlage - springt der Funke noch über?

Bei älteren Einachsern sind die Zündanlagen meist kräftigen Vibrationen, starken Temperaturschwankungen und dem Einfluss von Feuchtigkeit, Öl und Kraftstoffen ausgesetzt. Dazu kommt die natürliche Alterung.

Eine gründliche Wartung ist in jedem Falle ratsam, wenn zuverlässige Funktion gewünscht wird.
Soweit noch erhältlich, solltest Du den Zündkondensator und (bei älteren Anlagen) den Unterbrecherkontakt grundsätzlich gegen Neuteile ersetzen - damit spart man sich viele mögliche Fehlerquellen.
Auf Teilemärkten und auf einigen Online-Auktionsplattformen werden solche Teile (Bosch, Doduco, Noris, etc.) immer mal wieder angeboten.

Im Zweifelsfall aber immer mit dem Altteil vergleichen.

Der Kondensator ist fast immer in die Trägerplatte eingepresst. Beim Ersatz kommt es eigentlich nur auf die richtige Kapazität (gemessen in Mikrofarad) und ausreichende Spannungsfestigkeit an.

Hier gilt: Passt das Ersatzteil von der Größe und Kapazität her, kann es auch verwendet werden. Achte beim Einpressen darauf, dass das Kondensatorgehäuse nicht beschädigt wird. Hilfreich ist eine Führungshülse, die die Kraft über den Gehäuserand verteilt; manchmal kann man hierfür eine Stecknuss aus dem Werkzeugkasten verwenden.
Bei älteren Konstruktionen liegt die Zündspule praktisch immer unter dem Schwungrad und ist mit der Grundplatte verschraubt. Diese Spulen können bei Defekt durch Alterung oder Kurzschluss neu gewickelt werden (Adresse siehe Linkseite).

Gehen wir nun davon aus, dass alle Teile gereinigt, geprüft und für gut befunden wurden, so folgt als Nächstes die Justierung der Zündanlage. Eingestellt werden müssen:

  • das Abriss-Maß
  • der Unterbrecher-Kontaktabstand
  • der Zündzeitpunkt
  • die alle drei eng miteinander zusammenhängen.
  • Alles Einstellungssache

Beim Zusammenbau der Zünd-/Lichtanlage müssen natürlich Zündzeitpunkt und Unterbrecher-Kontaktabstand neu eingestellt werden. Ist die Grundplatte (auf der Zünd- und Lichtanker befestigt sind) verstellt oder demontiert gewesen und sind keine Einstellmarken mehr sichtbar, so muss man das sogenannte Polschuh-Abriss-Maß zuerst justieren. Dazu wird das Schwungrad in Motorlaufrichtung soweit gedreht, bis die Marke für den Zündzeitpunkt exakt mit der Markierung am Gehäuse fluchtet. Dann wird die Grundplatte in ihren Langlöchern verdreht, bis der in Bild dargestellte Wert (A=Abriss-Maß) den vorgeschriebenen Wert erreicht.

 

Anschließend wird der korrekte Zündzeitpunkt mit Hilfe des Unterbrecherkontaktes eingestellt. Meist ist vom Hersteller ein Wert für den maximalen Kontaktabstand der Unterbrecherkontakte bei Öffnung angegeben (diese Werte liegen normalerweise zwischen 0,3 und 0,5 mm). Nach der Einstellung des Wertes mit Hilfe einer Fühlerlehre wird die Unterbrecher-Grundplatte festgezogen und der Zündzeitpunkt kontrolliert. Beim Drehen des Schwungrades in Motorlaufrichtung müssen sich die Kontakte gerade zu öffnen beginnen, wenn die Marke für den Zündzeitpunkt die Gehäusemarke passiert. Behelfsmäßig kann man den Beginn des Abhebens messen, wenn man das dünnste Blatt aus dem Fühlerlehrensatz gerade eben so herausziehen kann – früher hat man dazu Zigarettenpapier benutzt.

Solltest Du am Gehäuse auch bei intensiver Suche keine Einstellmarke finden, so muss der OT gesucht werden – also der „ Obere Totpunkt“, an dem der Kolben seine Richtung wechselt. Meist hat man ja in den technischen Daten die Angabe in „Millimeter vor OT“, an dieser Stelle hat der Funken überzuspringen.

Wenn die Kerzenbohrung genau senkrecht über dem Kolben im Deckel sitzt, ist der OT leicht zu finden:

Die Kerze herausschrauben und einen Bleistift in das Kerzenloch halten. Den Motor in Laufrichtung vorsichtig drehen und so den Kolben sanft gegen den Bleistift stoßen lassen. Diesen Punkt dann am Schwungrad oder Polrad markieren. Die Prozedur wiederholen – aber dieses Mal gegen die Laufrichtung – dabei darf der Bleistift natürlich nicht bewegt werden. Wieder den Anstoß- Punkt anzeichnen. Genau in der Mitte zwischen den beiden Markierungen liegt der OT. Zur Sicherheit mehrmals machen, wenn man noch keine Routine hat.

Die OT-Marke ist der halbe Weg zur Zündzeitpunkt-Markierung.

Um nämlich diesen Punkt anzeichnen zu können, braucht man entweder eine Messuhr oder notfalls das Tiefenmaß eines Mess-Schiebers (Schieblehre). Damit das angegebene Vorzündungsmaß heruntermessen und entsprechend auf dem Schwungrad / Polrad markieren. (…sollte eindeutig vom OT zu unterscheiden sein…)

Teilweise gibt es die Zündzeitpunktangabe nicht in Millimeter vor OT sondern in Grad Kurbelwinkel – dann benutzt man eine Gradscheibe oder eine etwas komplizierte mathematische Formel zur Umrechnung von Grad Kurbelwinkel in Millimeter Kolbenweg.

Diese Formel lasse ich hier weg – cos und Wurzelzeichen, das verdirbt den Spaß ;-)

Mit den jetzt vorhandenen Markierungen wird also der Zündzeitpunkt eingestellt und dann werden alle 3 Werte (..siehe oben…) nochmal überprüft.

Ist eine erneute Korrektur notwendig, kann diese durch Verstellen des Kontaktabstandes innerhalb der angegebenen Toleranzen erfolgen. Genügt das nicht, muss erneut die Grundplatte und damit auch das Abriss-Maß innerhalb der zulässigen Toleranz verstellt werden.

Der Zusammenhang der vorgenannten Größen ist konstruktiv festgelegt; sollte sich wider Erwarten einmal keine passende Einstellung finden lassen, dann ist möglicherweise an Kurbelwelle, Schwungrad oder Grundplatte bereits manipuliert worden. Oft ist jedoch in solchen Fällen nur der Unterbrecherkontakt verbogen, das Gleitstück zu stark verschlissen oder die Kontakte sind zu weit erodiert bzw. nachgefeilt worden. Dieser muss dann in jedem Fall erneuert werden.
Solltest Du feststellen, dass nach Durchführung aller oben angegebenen Einstellungen trotz Allem die Zündleistung zu schwach bzw. die Zündspannung zu niedrig ist, könnte auch die Feldstärke der Magnetsegmente im Schwungrad durch Alterung nachgelassen haben (kein Wunder, wenn der Motor schon 40 oder mehr Jahre auf dem Buckel hat).
Das Prüfen und ggfs. Aufmagnetisieren der ermüdeten Magnetpole ist für Fachbetriebe mit den richtigen Maschinen kein Problem.

 

Diese Weisheiten habe ich zum großen Teil ehrlich abgekupfert von wirklichen Experten, welche allerdings mehr Zweiräder als Einachser bewegt haben: Christian De Graeve – auch hier im www leicht zu finden – jedenfalls leichter als Max Müller – und Rudolf Hüppen, dessen Buch „Motorrad-Elektrik“ Bd.I , erschienen im Motorbuch Verlag Stuttgart – ich mir 1975 aus gegebenem Anlass gekauft habe. ( Den Anlass könnte ich als damaliger NSU-Max-Fahrer umschreiben mit: „Der aussichtslose Kampf der Ahnungslosen mit dem Kupferwurm“)

 

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